Du hast Vorbehalte? Wir haben Fakten.

Vorschnell gefällte Vorurteile als Tatsachen anzunehmen, ist schnell passiert. Doch die Energiewende ist von zu großer Bedeutung, um nicht noch einmal genauer hinzusehen. Gerade um das Thema Biogas kursieren viele falsche Fakten und verzerrte Bilder in der Öffentlichkeit. Hier räumen wir ein für allemal damit auf. Klick bei den Fakten auf das + für mehr Infos.

Vorurteil Nr. 1:

Pflanzen gehören auf den Teller und in den Trog, nicht in die Biogasanlage.

Wahr ist, dass neben den Energiepflanzen auch eine Vielzahl biogener Reststoffe zur Verfügung steht: Gülle, Mist, Stroh, Lebensmittelreste, der Inhalt der Biotonne oder Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie. Momentan werden in Deutschland weniger als die Hälfte dieser potenziell zur Verfügung stehenden Stoffe in Biogasanlagen vergoren.

Wahr ist, dass wir in unserer heutigen Welt sowohl den Teller und den Trog als auch den Tank füllen müssen. Die Landbewirtschaftung ist gerade einem umfangreichen Wandel ausgesetzt. Diese Veränderungen führen zu neuen Fruchtfolgen, bei denen die Erzeugung von Energiepflanzen nicht mehr im Fokus steht. Der Aufwuchs von Zwischenfrüchten oder energieärmere Schnitte beim Grünland lassen sich aber weiter in Biogasanlagen nutzen. Ebenso wertvoll sind alternative Energiepflanzen, die in erster Linie der Steigerung der Biodiversität dienen. Sowohl davon als auch von der wirtschaftlichen Sicherheit durch die Biogasanlage profitieren die Bauern. Arbeitsplätze und Wertschöpfung bleiben im ländlichen Raum erhalten.

Wahr ist, dass Biogas, das an der Tankstelle erhältlich ist, fast ausschließlich aus Reststoffen erzeugt wird. Die Klimabilanz von Gasautos, die mit zu Biomethan aufbereitetem Biogas fahren, ist hervorragend: Es entstehen bis zu 90 Prozent weniger Treibhausgase im Vergleich zu einem herkömmlichen Benziner – und das bei nur halb so hohen Tankkosten.

Vorurteil Nr. 2

Biogasnutzung führt zur „Vermaisung“ der Landschaft und zur Verarmung der Artenvielfalt.

Wahr ist, dass Mais aufgrund seiner hohen Massebildungsfähigkeit bei relativ geringem Wasserbedarf und hoher Gasausbeute eine sehr gute Energiepflanze für den Einsatz in Biogasanlagen ist. Dabei wird grundsätzlich die gesamte Pflanze genutzt. Gleichzeitig braucht Mais sehr wenig Pflanzenschutzmittel. Beim Biomasseanbau kann dieser sogar noch reduziert werden, da auch Beikräuter in der Biogasanlage vergoren werden.

Wahr ist, dass im Jahr 2022 auf knapp 2,5 Mio. Hektar Mais angebaut wurde – ein Rückgang von knapp 200.000 Hektar im Vergleich zum Vorjahr. Das entspricht etwa 15 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Waren 2021 noch 44 % der Gesamt-Maisanbaufläche für die Verwertung in Biogasanlagen vorgesehen, sind es in diesem Jahr nur noch ca. 39 %. Auch generell wurde die Anbauflächen für Biogas – nicht nur die für den Maisanbau – in den letzten Jahren kontinuierlich weniger.

Wahr ist, dass in Biogasanlagen so gut wie alle Pflanzen (außer holzartige) vergoren werden können. In Zusammenarbeit mit Jägern, Imkern und Naturschutzverbänden sucht die Biogasbranche kontinuierlich nach Alternativen zum Mais, die standortangepasst sind und nachhaltig gute Gaserträge liefern. Beispiele hierfür sind die Durchwachsene Silphie, Riesenweizengras, Stroh und Wildpflanzenmischungen. Für den Arten- und Insektenschutz verzichten viele Betreiber freiwillig auf Mehreinnahmen im Vergleich zum Anbau von Mais. Hier ein Beispiel aus Grabfeld in der Rhön:

Vorurteil Nr. 3

Strom aus Biogas ist zu teuer.

Wahr ist, dass ein Preisvergleich von Strom aus Biogas mit dem aus einer Windkraftanlage oder PV-Anlage ein Vergleich von Äpfel mit Birnen ist. Die fluktuierenden Anlagen können Strom grundsätzlich günstiger produzieren. Aber dafür kann die Biogasanlage immer und bei Bedarf liefern, unabhängig von Wind und Wetter oder Tageszeit. Diese Sicherheit brauchen wir, wenn wir uns zu 100% aus Erneuerbaren Energie versorgen wollen. Biogas ist die notwendige Sicherheit und der Lückenfüller der anderen Erneuerbaren, die uns den etwas höheren Preis wert sein muss.

Wahr ist, dass immer mehr Betreiber ihre Biogasanlage flexibilisieren, um ihren Strom bedarfsgerecht einspeisen zu können. Das heißt, sie reagieren mit ihrer Stromproduktion auf die aktuelle Nachfrage: In sonnigen, windreichen Stunden wird das Gas in der Anlage gespeichert, nachts und bei Windstille kann aus diesem Gas dann schnell und bedarfsgerecht Strom erzeugt werden.

Wahr ist, dass in Biogasanlagen neben Strom auch klimafreundliche und preisgünstige Wärme entsteht, mit der Wohnhäuser, aber auch Turnhallen, Schwimmbäder, Schulen oder Altersheime geheizt werden können. Ein zusätzlicher Gewinn für die Nachbarschaft einer Biogasanlage.

Vorurteil Nr. 4

Biogasanlagen haben eine negative Klimabilanz, weil sie mehr Energie verbrauchen, als sie bereitstellen.

Wahr ist, dass aus einem Hektar Pflanzen vier bis sechs Mal so viel Energie erzeugt werden kann, wie für den Anbau und die Vergärung aufgebracht werden muss. Beim Einsatz von Abfall- und Reststoffen verbessert sich diese Bilanz noch.

Wahr ist, dass nicht nur die Energiebilanz, sondern auch die Treibhausgasbilanz von Biogasanlagen positiv ist. Abzüglich aller Emissionen durch die Bereitstellung der Substrate (Anbau von Energiepflanzen, Transport, etc.), den Energieeinsatz, die Herstellung der Anlage sowie diffuse Emissionen spart eine Standard-Biogasanlage mit einer Leistung von 400 kW pro Jahr rund 1.800 Tonnen CO2 im Vergleich zu einem gleichgroßen fossilen Kraftwerk.

Wahr ist, dass durch die Vergärung von Gülle und Mist in Biogasanlagen klimaschädliche Methanemissionen vermieden werden, die sonst bei der Lagerung in die Atmosphäre entweichen. Und das Gärprodukt, das zum Schluss auf die Felder ausgebracht wird, ersetzt Mineraldünger, der andernfalls energieintensiv hergestellt werden müsste.

Vorurteil Nr. 5

Biomasse hat für das Gelingen der Energiewende keine Bedeutung.

Wahr ist, dass eine Biogasanlage rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr Strom erzeugen kann. Auch wenn die meisten Anlagen dies heutzutage nicht mehr tun und stattdessen bedarfsgerecht einspeisen.

Wahr ist, dass Biogasanlagen eine wichtige Rolle als Systemdienstleister zukommt. Bei entsprechender Überbauung – d.h. Leistungserweiterung für die bedarfsgerechte Einspeisung – könnten Biogasanlagen die komplette Spitzen- und Regelleistung für das Stromnetz übernehmen.

Wahr ist, dass Biomasse bei der Wärmebereitstellung sogar auf Platz eins steht. Kein anderer regenerativer Energieträger stellt so viel klimafreundliche Wärme zur Verfügung wie die Biomasse. Berücksichtigt man, dass rund die Hälfte unseres Energiebedarfs für die Wärme genutzt wird, ist dies ein ganz wesentlicher Aspekt für den Klimaschutz.

Vorurteil Nr. 6

Der Energiepflanzenanbau ist Schuld am Hunger in der Welt.

Wahr ist, dass es schon lange vor der Biogasnutzung Hungerkatastrophen gab. Sie sind auf eine jahrzehntelang verfehlte weltweite Agrarpolitik zurückzuführen. Diese hat es vielen Ländern unmöglich gemacht, sich selbstständig zu versorgen. Schlechte Erntejahre und spekulative Getreidehändler tragen das Ihrige zu der Situation bei. Der Hunger in der Welt ist ein politisch erzeugtes Verteilungsproblem.

Wahr ist, dass Biogas häufig eine Chance für Entwicklungsländer ist. So wird in ländlichen Regionen meistens noch mit Holz gekocht, wofür der Wald gerodet und damit der Klimawandel angeheizt wird. Eine Alternative ist der Gaskocher. Das Gas hierfür liefert eine Biogasanlage, die mit Exkrementen aus der Tierhaltung und Haushaltsabfällen betrieben wird.

Vorurteil Nr. 7

Der Anteil des eingesetzten Diesels für die Erzeugung von Silage ist weit höher als die erzeugte Energie aus der Biomasse.

Wahr ist, dass für den Anbau eines Hektar Silomais zur Biogasgewinnung lediglich ein Dieseleinsatz von 3,7 bis 6,6 % der erzeugten Energiemenge in Form von Strom oder Wärme benötigt wird. Der Anteil der aus der Biomasse erzeugten Energie ist also um ein vielfaches höher als der Anteil des Diesels, der für die Erzeugung von Silage eingesetzt wird.